Dieser Artikel bezieht sich auf die Veranstaltung:Women and Tech Conference mit dem Gutenberg Digital Hub (17. Juni 2021)
Bei einer Veranstaltung zum Thema ‘Women and Tech’, welche das Gutenberg Digital Hub in Mainz am 17.6.2021 ausrichtete, hatte ich das Vergnügen an einer Abschlussdiskussion zum Thema ‚Wie bekommen wir ganz konkret mehr Frauen in technische Berufe?‘ zu sprechen.
Mit inspirierenden Frauen wie Fiona Krakenbüger, Marie Kochsiek und der Moderation durch Daniela Bublitz gingen wir auf die vielschichtigen Aspekte dieses Themas ein. Innerhalb von 45 Minuten lassen sich diese sicherlich nur oberflächlich angehen, man könnte ganze Bücher über das Thema schreiben. Angefangen von Frauenrechten und deren Verwirklichung über die ersten Programmiererinnen, unseren eigenen kindlichen Prägungen, historischen Zusammenhängen bis hin zu allgemeinen Glaubenssätzen darüber wie wir die Welt sehen wollen/können und wie wir in dieser Handeln. Man könnte Bücher schreiben darüber wie Technologien Frauen befähigen können ihre eigenen Themen in die Welt zu bringen oder was uns derzeit daran hindert das entsprechende Werkzeug in die Hand zu nehmen.
Wie kann der Einstieg in Tech gelingen?
Berlin und Karlsruhe war sich einig, dass wir das Problem der geringen Frauenanteils in der deutschen Tech-Branche in dieser Generation zu lösen haben und es nicht auf die nächste Generation junger Frauen abgeschoben werden kann. Das geht aber nur, wenn wir neue Wege gehen und uns von einem starren Bildungs- und Recruitingsystem verabschieden.
Bei dem Versuch möglichst pragmatische und sachdienliche Hinweise zu geben (denn man löst ja bekanntlich ein Problem selten durch die Weise wie es entstanden ist) muss ich aber zugeben, dass ich an der ein oder anderen Stelle erstmal nachdenken musste und keine konkrete Antwort geben konnte. Vor uns war ein diverses Publikum aus tollen Frauen mit den unterschiedlichsten Werdegängen. Dabei eine Standardantwort zu geben, die allen dient, schien mir fast unmöglich. Zu unterschiedlich waren die Lebenssituationen, Werdegänge und Ziele.
Das Thema ist also recht vielschichtig und so kann ich nur ansatzweise Hinweise geben welche Wege dazu führen können, mehr Frauen in technische Berufe zu bekommen.
Grundsätzlich hilft es sich aber zu vergegenwärtigen, dass es schon immer Women in Tech gab, bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts stieg deren Anteil auch. Schon immer gab es kreative Ingenieurinnen und Erfinderinnen, das erste Computerprogramm wurde von einer Frau geschrieben.
Wir waren uns alle einig, dass reine Mädchen- und Frauengruppen hilfreich sind um einen Safe Space zu bieten, in welchem eine entsprechende Wohlfühlatmosphäre herrscht. Ein Ort an dem keine Frage falsch sein kann, Offenheit und Sicherheit existiert, man „unter sich“ ist und vertraut. Es braucht diese ‚Bubble‘, aus der man sich auch wieder lösen kann, wie stabiles Sicherungsnetz beim Seiltanz.
Ein weiterer Punkt waren finanzielle Hilfen bei der Weiterbildung.
Auch in dieser Runde kam heraus wie unfähig und sozial inkompetent Jobcenter gegenüber jungen, intelligenten Frauen sein können. Mir tut es jedes Mal weh, wenn ich Geschichten höre, die Frauen total demotivieren und mehr Stress und Angst machen als wirklichen Nutzen bieten. Diese Stellen werden von Steuergeldern bezahlt und aus meiner Sicht ist der Staat ein Diener seiner Bürgerinnen und Bürger, nicht sein inkompetenter Vorgesetzter. Ja, es gibt Bildungsgutscheine (AZAV), die man unter bestimmten Umständen bekommen kann, um sich eine Weiterbildung durch den Staat finanzieren zu lassen. Die Beratung dazu sollte man aber besser anderen Leuten überlassen, die empathischer sind und eine gewisse Fachkompetenz mitbringen.
Ein anderer Weg kann finanzielle Unterstützung durch Unternehmen sein, beispielsweise in Form von Stipendien oder Ausbildungen. Aus Unternehmenssicht ist das keine nette Förderung von Frauen, sondern bietet eine essentielle wirtschaftliche Grundlage. Menschen auszubilden und dabei auf ihre individuellen Fähigkeiten einzugehen ist eine wesentliche Ressource in unserem Wirtschaftssystem. Alles was nicht aus dieser Intention heraus kommt ist Bullshit und Marketingedöns.
Es gibt diese Unternehmen, die zudem auch eine Wohlfühlatmosphäre schaffen. Unternehmen, die gute Gehälter bezahlen, ‚Frau‘ sich wohlfühlen kann und spannende Tätigkeiten bieten. Es gibt Unternehmen, die erkannt haben welchen Wert Women in Tech bieten, die Vertrauen in ihre Leute haben und in der Lage sind auf die Bedürfnisse ihrer Gemeinschaft einzugehen. Und es gibt auch Unternehmen, die bereit sind sich auf Quereinsteigerinnen einzulassen. Dazu gehören auch große Konzerne wie SAP und Google, IT-Dienstleister und kleine und mittelständische Unternehmen.
Man wird als Quereinsteigerin sicherlich vor gewisse Herausforderungen gestellt, vor die einem ein Informatik-, Mathe- oder Physikabschluss bewahrt. Man wird wohl öfter abgewiesen oder schräg angeschaut. Aber auch mit einem sozialwissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Studium ist der Weg in die IT machbar, wenn man sich beispielsweise auf quantitative Themen fokussiert, insbesondere in Kombination mit ein paar Coding-Skills kann das tolle Wege in datengetriebenen Jobs eröffnen. Zudem gibt es den Weg des eigenständigen Lernens, sich Fähigkeiten anzueignen, in Communities oder im Eigenstudium.
So divers wie der Mensch sind auch die Tätigkeitsfelder und Möglichkeiten die ein Tech-Job mit sich bringen kann. Nicht jede Woman in Tech braucht Programmierkenntnisse, wichtiger sind Mut und Neugier. Die Lust am lebenslangen Lernen, an der persönlichen Weiterentwicklung und der Fähigkeit zu kollaborieren und kommunizieren.
Schön war am Ende noch die Frage nach der Vision der Women in Tech bzw. wie eine ideale IT-Branche aussieht. Tatsächlich wünsche ich mir „einfach nur“ einen Spiegel unserer Gesellschaft dort wiederzufinden. Denn diese ist diverser und bunter als manch ein Bürobewohner glauben mag.
Abschliessend ist noch zu sagen – und ich vergesse das viel zu oft zu bewerben -. dass unser Verein durchaus viel auf den Weg bringen will, wenn es um genau dieses Thema geht. Am einfachsten geht dies aber durch eine Mitgliedschaft und Wortmeldung per E-Mail oder discord. Jede Anfrage, die wir von unseren Mitgliedern erhalten, nehmen wir super ernst und geben unser Bestes den individuellen Weg zu erleichtern. Auch wir sind in einem ständigen Prozess der Weiterentwicklung und sehen uns als Teil eines kollaborativen Systems, keiner Service-Dienststelle.
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