Kostenlos online Programmieren lernen

MOOC ist das Akronym für ‚massive open online course‘ und ein E-Learning Format, mit dem nicht nur Fortgeschrittene ihr Wissen vertiefen, sondern Einsteiger überhaupt erst Programmieren lernen können.

Dein Einstieg in HTML, Python, Java und Co.

Kennst du deinen Lerntyp? Wenn dir kurze Vorlesungsblöcke mit klassischen Folien, angereichert durch Selbsttests und Übungsaufgaben zusagen und dir E-Learning gefällt, du also gerne orts- und zeitunabhängig lernst, bist du hier richtig. Ziel dieser offenen Vorlesungen ist, Wissen einer breiteren Masse, statt nur wenigen Privilegierten zur Verfügung zu stellen. In diesem Artikel geht es um kostenlose Lernplattformen (die Linksammlung am Ende enthält auch Plattformen, die mit Freemium-Modellen und kleinen Gebühren für Prüfungen arbeiten).

openHPI – Universitätsvorlesungen für alle

Das Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering in Potsdam (HPI) betreibt seit Oktober 2012 die Plattform openHPI. Neben aktuell laufenden Kursen, finden sich auf der Plattform viele vergangene Kurse, die im Selbststudium frei zur Verfügung stehen. Die Angabe, über wie viele Wochen der Kurs ursprünglich lief, ist an dieser Stelle nur ein Hinweis, wie umfangreich der Kurs ist. Das Tempo bestimmt alleine der Lernende. Hausaufgaben oder Tests können nicht mehr eingereicht werden, aber über Selbsttests und die Möglichkeit zum Üben bleiben die Inhalte gut hängen. Wer sich registriert hat, kann im Forum mit diskutieren und sammelt Experience Points (XP) und andere kleine Auszeichnungen. Das motiviert auf spielerische Art und Weise.

Wer Lust hat, die Sprache Python zu erlernen, ist richtig im Kurs „Spielend programmieren lernen“. Auf jede Videoeinheit folgt ein kleiner Multiple-Choice Selbsttest, der beliebig oft wiederholt werden kann. Videos lassen sich auch schneller abspielen, was perfekt zum Wiederholen ist, weil manche Kleinigkeiten beim ersten Hören/Sehen untergehen, der Teufel beim Programmieren aber im Detail steckt. Zum Üben öffnet sich ein neues Browser-Fenster, es muss also kein Programm heruntergeladen werden. Der Kurs läuft sogar auf dem iPad, mit einer Einschränkung. Bei meinen ersten Texten, den sogenannten Strings, ließ sich der Code nicht ausführen, da diese in geraden Anführungszeichen stehen müssen und das iPad die typografischen, runden Anführungszeichen nutzt. An print(„hello world!“) zu scheitern, fühlte sich blöd an, wird aber nicht das letzte Mal gewesen sein, dass mein Code nicht läuft, weil ein einzelnes Zeichen falsch ist.

Eine Besonderheit dieser MOOCs ist, dass sogar qualifizierte Zertifikate mit ECTS Punkten erarbeitet werden können. Zwischen 11. September und 23. Oktober 2019 wird beispielsweise der Kurs „Die Technologie, die die Welt veränderte – 50 Jahre Internet“ angeboten. Jede Woche werden dann die Inhalte der neuen Kurswoche veröffentlicht und die Zeit läuft, in der Hausaufgaben eingereicht werden können. Wer Deadlines benötigt um am Ball zu bleiben, bekommt sie hier.

Auf derselben technischen Plattform wie openHPI werden noch weitere kostenlose Lernportale angeboten. Nicht verwirren lassen, manche Inhalte sind verknüpft oder auf mehreren Portalen im Angebot.

openSAP und mooc.house – mehrere Channel auf einer Plattform

Unter dem Brand openSAP ist eine große Anzahl an Kursen zu finden. Die Kurse bei openSAP beinhalten natürlich viel SAP-Wissen. Kursbereiche, Zielgruppe, Thema und Sprache können gefiltert werden. Bei genauem Hinsehen, werden Quereinsteiger*innen aber auch hier fündig, zum Beispiel mit Informatik für Einsteiger/Get coding with Snap!

Für Lehrer*innen und Eltern, die an einer Grundschule ein Projekt anbieten wollen/dürfen, läuft beispielsweise gerade „Calliope mini erfolgreich in der Schule einsetzen“. Calliope ist ein Minicomputer, für Kinderhände entwickelt, der selbst bei den Jüngsten das Interesse wecken wird, eigene Programme zu schreiben.

acatech, Schul-Cloud und Signavio sind aktuell die drei Channel, die unter mooc.house zu finden sind. Wer schon immer wissen wollte, was Industrie 4.0 bedeutet, wird bei acatech fündig. In der Schul-Cloud begegnen einem wieder der Calliope Kurs von oben, der Python Kurs und ein Einstieg in Java.

Khan Academy – breites Spektrum, verschiedene Sprachen

Einen anderen Stil und breiteres Spektrum allgemeinbildender Themen bietet die in den USA beheimatete Khan Academy. Auch hier sind die Kurse kostenlos, die Zielgruppe reicht vom Vorschüler, über alle 12 Schuljahre hin zur Studienzeit und in die Erwachsenenbildung. Die größte Kursauswahl ist natürlich bei den englischen Videos, andere Sprachen kommen konstant hinzu, gerade im Bereich Informationstechnik wurden schon viele Videos ins Deutsche übersetzt. Bildmaterial und Stil bleiben dabei gleich.

Fazit:

Für den Einstieg in technische Themen muss es kein bezahlter Online-Kurs oder sogar eine Präsenzveranstaltung für vierstellige Summen sein. Die openHPI Plattform-„Familie“ und Khan Academy sind zwei große Plattformen, auf denen jeder fündig wird. Für mich sind MOOCs die erste echte Chance außerhalb eines Studiums, tiefer in technische Themen zu kommen. Ich habe jahrelang vergeblich nach NICHT-konsekutiven Mastern gesucht. Die Kurse führen auch Anfänger in die Themen ein, vermitteln Wissen auf hohem Niveau und sind didaktisch gut aufbereitet. Zertifikate am Ende sind ein nettes Extra, denn mit zwei oder drei druckfrischen Zertifikaten in der Hand, ist es leichter mit der Chefin ins Gespräch zu kommen, dass euer neues Wissen perfekt zu einem bestimmten neuen Projekt passen würde. Und wenn ihr Durchhaltevermögen bewiesen habt, ist die Bereitschaft euch eine Fortbildung oder Teilnahme an einem Kongress zu bezahlen sicherlich ebenfalls höher.

Credits:

Photo by Juliette Leufke on Unsplash

Linksammlung:

open.hpi.de

mooc.house/

open.sap.com/courses

www.open.hpi.de/junior

www.khanacademy.org

hpi.de/das-hpi/organisation/ge…

Weitere Plattformen (zum Teil Freemium-Modelle oder Gebühren für Prüfungen):

www.freecodecamp.org/

eu.udacity.com/

www.edx.org/

www.coursera.org/

www.w3schools.com

www.codecademy.com/

 

Dieser Text wurde von Birte geschrieben. Sie ist Geisteswissenschaftlerin mit wirtschaftswissenschaftlicher Qualifikation, die im Marketing eines Industrieverbandes arbeitet, in dem sich alles um industrielle Kommunikation, Ethernet-Protokolle, Industrie 4.0 und IIoT dreht.
Sie liebt die “Warum?”-Phase ihrer Kinder, und auch die jüngste der drei wird schnell lernen, dass Mama sogar ungefragt die Welt erklärt. Der Grundschüler findet es noch cool, abends gemeinsam codend vor dem Rechner zu sitzen, noch lieber lässt er sich selber wie eine Spielfigur programmieren – son.moveUp(5) gefolgt von son.attack(“door”) beförderte den Sohn heute früh durch die Tür, ganz ohne Papas Debugging.
Da die Dreijährige ihrem großen Bruder gerne alles nachmacht, und die Zweijährige die beiden Großen imitiert, ist es eine Frage der Zeit, bis alle zusammen ein komplettes Skript entwickelt haben um vom Esstisch ins Bad und Schlafzimmer zu gelangen und die Eltern Python statt Tacheles reden müssen, damit sich etwas bewegt.

 
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Birte
Birte ist Geisteswissenschaftlerin mit wirtschaftswissenschaftlicher Qualifikation, die im Marketing eines Industrieverbandes arbeitet, in dem sich alles um industrielle Kommunikation, Ethernet-Protokolle, Industrie 4.0 und IIoT dreht. Sie liebt die "Warum?"-Phase ihrer Kinder, und auch die jüngste der drei wird schnell lernen, dass Mama sogar ungefragt die Welt erklärt. Der Grundschüler findet es noch cool, abends gemeinsam codend vor dem Rechner zu sitzen, noch lieber lässt er sich selber wie eine Spielfigur programmieren – son.moveUp(5) gefolgt von son.attack("door") beförderte den Sohn heute früh durch die Tür, ganz ohne Papas Debugging. Da die Dreijährige ihrem großen Bruder gerne alles nachmacht, und die Zweijährige die beiden Großen imitiert, ist es eine Frage der Zeit, bis alle zusammen ein komplettes Skript entwickelt haben um vom Esstisch ins Bad und Schlafzimmer zu gelangen und die Eltern Python statt Tacheles reden müssen, damit sich etwas bewegt.

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