Interview mit Susanne Lettner, Leiterin Marketing und Kommunikation

WIT: Hallo, Susanne, Bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich
Susanne: Hallo, ich bin Susanne und arbeite als Leiterin Marketing und Kommunikation bei der Nationalen Initiative „MINT Zukunft schaffen!“. Mit Leidenschaft engagiere ich mich seit Jahren aktiv für den Praxistransfer und die Wissensvermittlung im MINT-Bereich, denn zeitgemäße Bildung, Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit in der Bildung sind von mir ein Herzensprojekt.

Ehrenamtlich engagiere ich mich daher seit April 2016 als MINT-Botschafterin, sowie Jury-Mitglied für die beiden Signets ‚MINT-freundliche Schule‘ und ‚Digitale Schule’ und habe das Projekt DigiMINTKids in meiner Heimatstadt Amberg gemeinsam im Team initiiert, das sich der frühkindlichen MINT-Bildung widmet.

WIT: Was machst du beruflich?
Susanne: Seit Oktober 2023 bin ich als Leiterin Marketing und Kommunikation für die Nationale Initiative „MINT Zukunft schaffen!“ tätig.

Mit meiner über zehnjährigen Marketing-Expertise in der Forschung und Wirtschaft im MINT-Bereich bin ich für kommunikative Aufgaben und die Außendarstellung von „MINT Zukunft schaffen!“ verantwortlich und stehe Presse, Politik, Wirtschaft, Öffentlichkeit und allen Partnern als Ansprechpartnerin zur Verfügung.

WIT: Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung?
Susanne: Gemeinsam im Team erstelle und verschicke ich Mailings und Pressemitteilungen, koordiniere Interviews und Presse-Anfragen von Zeitungen, Fachzeitschriften und Online-Medien. Zu meinem Aufgaben gehört auch die Betreuung unserer Webseite und Social Media Accounts (Mattermost, Twitter, Instagram, Facebook, LinkedIn). Hier stellen wir z.B. unsere MINT-Botschafter*innen im Interview und unsere Schulen in unserer Kategorie „IM FOKUS“ vor – und außerdem veröffentlichen wir hier interessante MINT Max- Angebote für unsere Schulen und News unserer Partner. Aktuell gehören unserem Netzwerk ca. 20.000 MINT-Botschafter*innen an und rund 2.600 Schulen tragen unsere Signets.

Wir vergeben jährlich an Schulen die beiden Signets „MINT-freundliche Schule“ und „Digitale Schule“. Die „MINT-freundlichen Schulen“ werden von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschirmt, während die „Digitalen Schulen“ unter der Schirmherrschaft des Bundes Digitalminister Dr. Volker Wissing stehen. Über den Bewerbungsstart, die Schulbewertung durch unsere Juroren und die Auszeichnungsfeiern in den 16 Bundesländern gilt es, unsere MINT-Community fortlaufend zu informieren.

Außerdem sind wir das größte MINT-Netzwerk in Deutschland. Zu unserer Vereinscommunity gehören unsere Mitglieder, Kuratoren und Förderer – unser Schirmherr ist Bundeskanzler Olaf Scholz. Auch sie informieren wir regelmäßig mit News über unsere Aktivitäten und sorgen dafür, dass sich unsere MINT-Community austauschen kann, indem wir jährlich unsere MINT-Jahreskonferenz veranstalten.

Und zu meinem Aufgabengebiet gehören auch grafische Aufgaben (Corporate Design) und die Erstellung von Give-Aways.

WIT: Wie bist du dazu gekommen, einen technischen Beruf zu wählen?
Susanne: Ich habe Journalistik und PR (Bachelor) sowie Tanzwissenschaft (Master) an der Freien Universität Berlin studiert und absolvierte mein Doktoratsstudium in Kunstgeschichte.

Durch meinen ersten Arbeitgeber Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT kam ich zum MINT-Bereich und habe hier als Marketing- und Eventmanagerin angefangen. Die Forschungsprojekte der Wissenschaftler*innen und Ingenieur*innen fand ich sehr spannend, denn ich interessiere mich für neue Technologien. Es hat mir Spaß gemacht, durch Marketing und Kommunikation ihre Projekte sichtbar zu machen.

Außerdem war ich bei Fraunhofer UMSICHT für das Personalmarketing zuständig und habe für Schüler*innen und Studierenden MINT-Events durchgeführt. Gerade die Vermittlung von MINT an junge Menschen hat mir sehr gefallen, sodass ich seit April 2016 mich als MINT-Botschafterin auch ehrenamtlich dafür einsetze, die MINT-Begeisterung bei Jugendlichen zu wecken und dies von mir ein Herzensprojekt wurde.

Durch mein persönliches MINT-Engagement versuche ich, junge Menschen, insbesondere Mädchen und junge Frauen zu ermutigen, sich für den MINT-Bereich zu entscheiden.

WIT: Wer oder was hat dich am meisten inspiriert, einen technischen Beruf zu wählen?
Susanne: MINT ist ein spannender Bereich, der dazu beiträgt, unsere Zukunft durch Technologie zu gestalten. Dafür brauchen wir intelligente, kreative und kluge Menschen, die an Lösungen arbeiten. Menschen im MINT-Bereich sind die Erfinder*innen und sie setzen sich dafür ein, unseren Planeten zu einem besseren Ort für alle zu machen. Das inspiriert mich jeden Tag! Und ich möchte durch meinen Job helfen, mehr junge Menschen für den MINT-Bereich zu begeistern. Wir brauchen Mädchen und Jungen, die sich mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik gerne beschäftigen und auskennen. Sie sind unsere Zukunft und für den Technologiestandort Deutschland als gut ausgebildete Fachkräfte, kreative Ideengeber und Innovatoren essenziell.

WIT: Hat dich Technologie und/oder Programmieren schon immer interessiert?
Susanne: Ja, auf jeden Fall. Die Welt der Technologie hat mich schon immer fasziniert. Besonders als ich mit meiner beruflichen Tätigkeit begonnen habe, wurde mein Interesse an diesen Bereichen noch stärker.

WIT: Haben deine Eltern und Lehrer deine Vorliebe und dein Interesse für Technik gefördert?
Susanne: MINT-Bildung war Teil meiner Schulausbildung am Dr.-Johanna-Decker-Gymnasium Amberg und meine Lehrer*innen ermutigten uns Schülerinnen, unseren Interessen zu folgen, kritisch zu denken und unsere Neugierde zu entfachen.

Ich besuchte ein Gymnasium für Mädchen und unsere Lehrer*innen erzogen uns Mädels zu „Global Changemakers“, was wirklich toll war! Wir wurden dazu ermutigt, informierte und engagierte Weltbürgerinnen zu werden, die sich jedes Berufsfeld aussuchen können – es gibt nichts, was uns im Weg stehen sollte, z. B. Geschlechterstereotypen. Das war ein gutes Umfeld für Mädchen, um zu lernen, zu wachsen und sich zu entwickeln.

Auch meine Eltern – besonders mein Papa – haben mein Interesse an Technik geweckt und mir gezeigt, wie man z.B. Elektrogeräte repariert (anstatt auszutauschen) und mich in unserer Hobby-Werkstatt oft zuschauen lassen.

WIT: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten?
Susanne: Jedes Jahr können sich Schulen auf unsere Signets „MINT-freundliche Schule“ und „Digitale Schule“ bewerben, und ich habe die Ehre, bei der Bewertung der Schulen zu helfen.

Viele Schulen bieten erstaunliche MINT- und digitale Konzepte an und haben wunderbare Projekte für Jungen und Mädchen gestartet, um sie mit verschiedenen Aspekten der Digitalisierung und dem MINT-Bereich vertraut zu machen. Digitalisierung und MINT spielen eine immer wichtigere Rolle im Bereich der Bildung und werden in naher Zukunft einen noch größeren Einfluss haben. Mir gefällt es, dass ich dabei bin, aktiv mit vielen anderen MINT-Aktivisten*innen die MINT-Bildung in Deutschland zu gestalten und voranzutreiben.

WIT: Was ist für dich das Schönste an deinem Arbeitsalltag?
Susanne: Besonders durch unsere Kategorie „IM FOKUS“ bin ich direkt mit unseren Schulen in Kontakt und stelle ihre tolle Arbeit im Detail vor, was sie für Konzepte haben, um MINT-Bildung im Unterricht innovativ umzusetzen.

Mir macht es Spaß, mich mit den engagierten Lehrkräften und Schulleitungen auszutauschen und ihre tolle Leistungen sichtbar zu machen. Einerseits ist es schön, den Lehrkräften die Wertschätzung, die sie verdienen zukommen zu lassen und ihnen durch eine Veröffentlichung eine Bühne zu geben, andererseits ist es wahnsinnig schön von den Schulen den Dank zu erhalten, dass wir sie in ihrer täglichen Arbeit unterstützen und ihnen durch unsere Signets einen Leitfaden geben.

Wirklich etwas in der MINT-Bildung zu bewegen, Denkanstöße zu geben, aber auch selbst Inspiration zu bekommen, ist für mich das Schönste an meiner Arbeit und motiviert mich täglich.

WIT: Wo findet man dich in der Freizeit am ehesten?
Susanne: Ich bin gerne in der Natur – sei es im eigenen Garten, am See, in den Bergen oder an der Küste – Hauptsache unterwegs im Freien.

WIT: Welche Botschaft möchtest du Frauen oder Mädchen mitgeben, die sich für Technik interessieren?
Susanne: Exkursionen oder Vorträge bei Schulen/Hochschulen sind eine gute Möglichkeit, das Interesse bei jungen Menschen zu wecken und den ersten Kontakt aufzubauen.

Ich rate Mädchen, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Praktika sind eine gute Gelegenheit reinzuschnuppern und mit den Arbeitnehmer*innen sprechen zu können, die ihnen Tipps geben können. So können sie von ihnen erfahren, was sie im Studium erwartet, welche Berufsaussichten es gibt und schon mal testen, ob das der richtige Beruf ist.

Neben Praktika sind auch Berufsinfo-Veranstaltungen (Girls`Day, Karriere-Tage), Abschlussarbeiten (Bachelor/Master) oder Duale Studien eine gute Möglichkeit, in einem Arbeitsplatz im MINT-Bereich reinzuschauen.

Durch mein persönliches MINT-Engagement versuche ich, junge Menschen, insbesondere Mädchen und junge Frauen zu ermutigen, sich für den MINT-Bereich zu entscheiden. Um ein positives Image für den MINT-Bereich zu erreichen, helfen gute Beispiele aus der Praxis. Berichterstattungen in den Medien können zeigen, dass ein Arbeitsplatz im MINT-Bereich kreativ und abwechslungsreich ist. Das ermöglicht Präsentationen über herausragende, innovative Projekte oder Vorstellungen von Personen, die authentisch ihre Berufstätigkeit vorstellen. Gerade auch zu zeigen, dass Frauen im MINT-Bereich aktiv vertreten sind, hilft Mädchen, sich selbstbewusst für diesen Bereich zu entscheiden. Ein Umdenken in der Öffentlichkeit tritt ein, wenn gute Beispiele bekannt sind. Glaubwürdige Informationen bauen Klischees ab.

Daher gebt nicht auf. Mädchen und Frauen können im MINT-Bereich wirklich erfolgreich sein und sind es auch. Glaubt an euch selbst!

WIT: Welchen Ratschlag verfolgst du bis heute?
Susanne: Stay hungry, stay foolish! Dass wir nie aufhören sollten zu lernen und immer wieder neue Dinge ausprobieren sollten.

WIT: Welchen Herausforderungen begegnest du speziell als Frau in deinem Beruf?
Susanne: Bisher habe ich zum Glück keine negativen Erfahrungen gemacht. Mein Team hat mich immer unterstützt, motiviert und ich erhalte viel Rückenwind, gerade wenn es darum geht, neue Projekte im MINT-Bereich anzustoßen.

WIT: Welche Tipps hast du für Bewerbungsgespräche für technische Positionen?
Susanne: Die Vorbereitung ist entscheidend, also sich über das Unternehmen informieren, über die technischen Inhalte und Aufgabengebiete und seine bisherigen Erfahrungen betonen, sowie speziell auf Soft Skills.

WIT: Frauen in technischen Berufen sind ja leider noch eine Minderheit. Was sind deine Gedanken zu diesem Thema?
Susanne: Leider sind Frauen immer noch in technischen Berufen unterrepräsentiert. Aber wir können gemeinsam daran arbeiten, daran etwas zu verändern, indem wir die jüngere Generation unterstützen. Wir sollten sie ermutigen, sich in technischen Berufen zu engagieren und gemeinsam können wir für mehr Gleichberechtigung sorgen.

Frauen sollten sich generell mehr zutrauen. Sich selbst nicht abhängig von anderen machen, die eigene Meinung vertreten und neue Gedanken einbringen.

WIT: Was verbindet dich mit Frauen in der Technik?
Susanne: Die Idee, durch Innovation und neue Technologien an einer besseren Zukunft für uns alle zu arbeiten.

WIT: Bitte beschreibe eine herausfordernde Situation, der du in deinem Beruf in der Vergangenheit begegnet bist.
Susanne: Durch meine Studiengänge (Bachelor in PR/ Journalismus, Master in Tanz und Doktoratsstudium in Kunstgeschichte), die nicht im MINT-Bereich sind, gab es manchmal ein leichtes Schmunzeln zu Beginn. Mittlerweile bin ich über zehn Jahre im MINT-Bereich tätig und habe bewiesen, dass meine kreativ-künstlerische Herangehensweise im Team eine Bereicherung ist.

WIT: Wohin möchtest du dich zeitnah beruflich und persönlich weiter entwickeln?
Susanne: Das Wichtigste ist mir, einen gewissen Wirkungsgrad in meiner beruflichen Tätigkeit zu haben und technologisch gesehen immer up-to-date zu bleiben. Ich möchte die MINT-Bildung in Deutschland voranbringen und Schulbildung neu zu denken. Und mich dafür gemeinsam mit vielen anderen MINT-Mitstreiter*innen einsetzen, echte Bildungsgerechtigkeit zu schaffen, damit jeder die Chance auf Bildung hat und faire Bildungsmöglichkeiten schaffen.

WIT: Wer sind deine persönlichen oder beruflichen Role Models?
Susanne: Ich schaue sehr gern zu Janina Kugel und Dr. Sigrid Evelyn Nikutta.

Mein Herzensprojekt ist das Thema MINT-Bildung in Deutschland. Bei „MINT Zukunft schaffen!“ vergeben wir die beiden Signets „MINT-freundliche Schule“ und „Digitale Schule“, auf die sich alle Schulen bewerben können.

Wer sich mit mir über das Thema MINT-Bildung austauschen möchte, kann sich gerne auf LinkedIn vernetzen.Ich freue mich auf unseren Austausch: de.linkedin.com/in/susannelett…

WIT: Vielen Dank für das Interview, Susanne!

 

 

2 Kommentare

  • Liebes WiT-Team,

    danke für eure Interviews! Sie sind sehr informativ und interessant.

    Seht ihr eine Möglichkeit, ein Tool auf den Interviewseiten zu verbauen, das das Geschriebene vorliest?

    LG
    Anna

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