Interview mit Cornelia Preuß, Fachspezialistin Reporting und Analysen

WIT: Hallo, Cornelia, Bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich
Cornelia: Ich bin noch 39 und lebe in einer Patchwork Familie. Drei Jungs sind leiblich, ein Bonuskind ist mit der Beziehung gekommen. Mit meinem Partner lebe ich jetzt zwei Jahre zusammen, davor war ich 12 Jahre verheiratet. Meine Hobbies sind Tanzen gehen, Standardtanz im Verein, sowie kochen und auf Freunde treffen. Einmal im Monat engagiere ich mich ehrenamtlich im RepairCafé hier im Ort, arbeite aber auch gerne als Volunteer bei Großveranstaltungen.

WIT: Was machst du beruflich?
Cornelia: Seit Februar arbeite ich Vollzeit bei der Volkswagen Group Services GmbH in Wolfsburg als Fachspezialistin Reporting und Analysen und bin sehr stolz auf mich.

WIT: Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung?
Cornelia: Als Fachinformatikerin für Daten- und Prozessanalyse schaue ich vor allem in die Prozessabläufe an, um standardisierte Abläufe zu erstellen. Mit einer stetigen Datenanalyse kann so jeder Schritt verbessert und optimiert werden. Im Zeitalter der Digitalisierung sind diese Schritte nicht mehr wegzudenken.

WIT: Wie bist du dazu gekommen, einen technischen Beruf zu wählen?
Cornelia: Zuerst habe ich Bürokauffrau gelernt und die letzten zehn Jahre in einem EDV Systemhaus als Assistentin der Geschäftsführung gearbeitet. Dort habe ich nicht nur das Team geleitet, sondern auch bei Projekten eng bei Kunden. Nachdem mein damaliger Mann uns als Familie verlassen hatte, wollte ich Vollzeit arbeiten und habe bei meinem Arbeitgeber nach einer Umschulung zur Fachinformatikerin angefragt. Während meiner Ausbildung über die IHK ging ich regulär 1 bis 2 Tage zur BBS und die anderen Tage in den Betrieb. Dort lernte ich meinen neuen Berufszweig parallel zu meiner aktuellen Stelle. Nach Feierabend war ich Alleinerziehende Mutter meiner drei Jungs. Durch einen sehr guten Notendurchschnitt konnte ich die Prüfung um ein halbes Jahr verkürzen und habe diese im Januar mit 2,5 bestanden.

WIT: Wer oder was hat dich am meisten inspiriert, einen technischen Beruf zu wählen?
Cornelia: Die Arbeit im EDV Systemhaus hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber schon vorher war ich immer sehr Technik versiert.

WIT: Hat dich Technologie und/oder Programmieren schon immer interessiert?
Cornelia: Eigentlich wollte ich das 2002 als Erstausbildung machen. Aber damals hat man das als Mädchen nicht gemacht. Und von Haus aus nicht gedurft.

WIT: Haben deine Eltern und Lehrer deine Vorliebe und dein Interesse für Technik gefördert?
Cornelia: Damals hatten wir einen Computer lange bevor andere einen hatten.

WIT: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten?
Cornelia: Die Zukunft mit zu gestalten. Manchmal auch der kleine „Zauberer“ zu sein, in einer Materie, die andere nicht verstehen.

WIT: Was ist für dich das Schönste an deinem Arbeitsalltag?
Cornelia: Viele neue Möglichkeiten andere zu inspirieren und selber immer wieder Neues lernen zu dürfen.

WIT: Wo findet man dich in der Freizeit am ehesten?
Cornelia: Im Garten, auf dem Fahrrad und bei Freunden.

WIT: Welche Botschaft möchtest du Frauen oder Mädchen mitgeben, die sich für Technik interessieren?
Cornelia: Den Mut zu haben, diesen Job anzufangen, nicht zu glauben, dass sie nicht genug sind und den Ehrgeiz zu haben, auch wenn alle dagegen reden, weiter zu machen.

WIT: Welchen Ratschlag verfolgst du bis heute?
Cornelia: Lass dir nicht sagen, dass du etwas nicht kannst. Machen!

WIT: Welchen Herausforderungen begegnest du speziell als Frau in deinem Beruf?
Cornelia: Das viele nicht erwarten, dass man als Frau tatsächlich Ahnung von IT haben kann.

WIT: Welche Tipps hast du für Bewerbungsgespräche für technische Positionen?
Cornelia: Man selber sein und nicht eine Rolle spielen. Oft denkt man als Frau, man muss sich besonders fachlich geben, aber dadurch spielt man eher eine Rolle.

WIT: Frauen in technischen Berufen sind ja leider noch eine Minderheit. Was sind deine Gedanken zu diesem Thema?
Cornelia: Ich war im Jahrgang von 84 Personen, eine von drei Frauen, und die einzige, die nicht vorzeitig abgebrochen hat.

WIT: Was verbindet dich mit Frauen in der Technik?
Cornelia: Stärke. Selbstbewusstsein. Interesse

WIT: Bitte beschreibe eine herausfordernde Situation, der du in deinem Beruf in der Vergangenheit begegnet bist.
Cornelia: In meinem alten Betrieb hatte ich immer einen kleinen Kampf mit meinem Vorgesetzten. Sehr erfahrener ITler, aber nicht interessiert an Innovation und Entwicklung. Trotzdem habe ich mich im Selbststudium weitergebildet. Eines Tages kam er an und sagte, einer müsse sich kümmern, wir bräuchten das jetzt. Ich somit- schon erledigt.

WIT: Wohin möchtest du dich zeitnah beruflich und persönlich weiter entwickeln?
Cornelia: Persönlich möchte ich mich dafür einsetzen, dass junge Frauen bzw. Mädchen Mut gemacht wird, in sogenannten geschlechtsuntypischen Berufen zu arbeiten. Beruflich würde ich gerne Azubis unterstützen bzw. ausbilden und somit auch den Mädchen vorzuzeigen- macht es. Geht in diese Berufe wenn ihr es wollt.

 

Vielen Dank für das Interview, Cornelia!

 

 

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