Unsere Berufe machen einen großen Teil unserer Persönlichkeit aus – wenn wir gefragt werden, wer wir sind, nennen wir oftmals den Beruf gleich nach unserem Namen und dem Alter. Wir verbringen einen beachtlichen Anteil unserer Zeit am Arbeitsplatz – doch was motiviert uns so viel Zeit und Energie in eine bestimmte Tätigkeit reinzustecken?
Heute schreibe ich darüber, warum mir persönlich Medizintechnik am Herzen liegt und wie ich sie für ich entdeckt habe.
Schon in der Schule fragte ich mich – wie kann ich die Welt zumindest ein kleines Stückchen verbessern? Und was sind meine mächtigsten Mittel dafür?
Aus der Vielfalt der Fächer haben mich Naturwissenschaften am allermeisten inspiriert: in Chemie sahen wir in verschiedensten Experimenten Farbveränderungen von Flüssigkeiten, Explosionen und Rauchwolken. In Biologie sprachen wir darüber wie der Lotoseffekt aus der Natur in der Technik genutzt werden kann. Doch was mich am meisten fasziniert hat, war ein kleiner Abschnitt meines damaligen Wahlfachs „Naturwissenschaft und Technik“ – es ging um Röntgenbilder von Zähnen, verschiedene Prothesen und Implantate.
Selbst als dieser Themenbereich drei Jahre zurück lag, konnte ich nicht aufhören daran zu denken, welchen Impact diese Technologien auf uns heute haben. Der Mensch lebt heute fast ein Jahrhundert, während noch nicht all zu lange her 50 Jahre als ein sehr hohes Alter angesehen war. Dazu kommt die Lebensqualität, die mit Hilfe von Medizintechnik wiederhergestellt werden kann – angefangen bei Bein- und Armprothesen über Cochlea-Implantate bis hin zu unsichtbaren Eingriffen wie minimalinvasiven Operationen am Herzen.
Deshalb habe ich mich nach meinem Abitur für ein duales Elektrotechnikstudium mit Medizintechnik als Vertiefung entschieden. Es war der perfekte Studiengang für meine Interessen – nichtsdestotrotz war es eine harte Zeit.
Als die Vorlesungen früh morgens anfingen und erst am späten Nachmittag aufhörten und ich danach den Rest des Tages weiter für die Klausuren lernte, fühlte ich mich ausgelaugt, wie ein Roboter, der funktionieren musste. Wochenlang dauerten die Klausurvorbereitungen und nachdem die Klausuren geschrieben waren, mussten wir uns wiederum einige Wochen gedulden bis die Ergebnisse feststanden.
Zwischen den Theoriephasen gab es glücklicherweise als stetige Abwechslung die Praxisphasen – aber auch hier mussten wir je eine wissenschaftliche Arbeit pro Semester verfassen. Das Erleben des richtigen Berufsalltags hat mich immer wieder an meine Ziele erinnert und mich motiviert das Studium durchzuziehen.
Meine Abschlussarbeit fiel in eine unglückliche Zeit, in den Anfang der Coronakrise. Jedoch war es auch eine Inspiration für mich – meine Bachelorarbeit handelte über die Hygiene der Oberflächen in der bildgebenden Medizintechnik und wie man diese effektiv verbessern kann.
Heute, nach dem Erlangen des Studienabschlusses, sehe ich meine Vision, die Welt zu verbessern, Tag für Tag in meinem Beruf als Clinical Consultant im Bereich der Elektrophysiologie. Das Wissen, dass ich persönlich dazu beitrage, dass der Mensch einen Teil seiner Lebensqualität wiedererlangt und länger weiterlebt als er es ohne diesen Eingriff würde, inspiriert mich und macht mich unglaublich glücklich.