Interview mit Diana Day, Sales Engineering Manager

WIT: Hallo, Diana, Bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich
Diana: Ich bin Anfang 30 und komme aus der Gutenberg-Stadt Mainz. Mein Mathematik-Studium habe ich an der Ruhr-Universität in Bochum begonnen und an der Berliner Humboldt-Universität mit dem Master abgeschlossen. In Berlin wohne ich aktuell auch noch, zusammen mit meinem britischen Ehemann und unserer Katze. Für dieses Jahr, also 2023, ist ein privater Umzug nach England geplant, der für mich beruflich allerdings zum Glück keinen Weggang von meinem derzeitigen Arbeitgeber bedeutet.

WIT: Was machst du beruflich?
Diana: Ich bin „Sales Engineering Manager“ bei Infobip, einem internationalen IT- und Telekommunikationsunternehmen, das auf Cloud-basierte mobile Services für Unternehmen spezialisiert ist und eine gleichnamige Full-Stack-Kommunikationsplattform als Service (SaaS und CPaaS) betreibt.
Ich arbeite in ganz unterschiedlichen Projekten – von der Konzeption und Umsetzung eines Chatbots für ein Sportevent über eine Multichannel-Verkaufsplattform für gebrauchte Pkw bis zur Entwicklung einer App, die alle Prozesse eines Kunden aus dem Bankbereich vom Versicherungsverkauf bis zum Kreditantrag unterstützt.

WIT: Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung?
Diana: Als Sales Engineer begleitet man die Kolleg*innen vom Vertrieb (der bei uns natürlich „Sales“ heißt 😊) bei den Gesprächen mit Kunden und potenziellen Kunden.

Wir begleiten also den Verkaufsprozess und stehen vor allem bei technischen Fragen zur Seite. Wir beraten und entwickeln Lösungskonzepte, um die Anforderungen oder Probleme des Kundenunternehmens bestmöglich zu lösen. So wie die Projekte, die ich eben kurz angesprochen habe.

Dabei stimmt man sich sehr eng mit dem Kunden über seine Vorstellungen ab und hat auch eine beratende Funktion. Sei es, dass man neue Möglichkeit aufzeigt, an die der Kunde noch gar nicht gedacht hat, aber auch, dass man vermitteln muss, wenn bestimmte Vorstellungen unrealistisch sind.
Als Sales Engineering Manager leite ich das Sales Engineer Team in der DACH-Region, Italien, Ukraine und den skandinavischen Ländern, wobei wir eng mit unseren Kolleg*innen aus den restlichen europäischen Ländern zusammenarbeiten.
Als Teamleiterin ist es meine Aufgabe, meine technischen Mitarbeiter*innen zu führen und zu unterstützen, dazu gehört beispielsweise auch, dass jede*r konstant das Training erhält, das erforderlich ist, um die Aufgaben erfolgreich erledigen zu können und sich beruflich weiterzuentwickeln.

WIT: Wie bist du dazu gekommen, einen technischen Beruf zu wählen?
Diana: Ich habe Mathematik als Studienfach gewählt, weil ich in der Schule eine tolle Lehrerin hatte, die mich für das Fach begeistert hat. Bei dieser Studienwahl ging es für mich um die „reine“ Mathematik, ich hatte keine Vorstellung eines bestimmten Berufes oder einer bestimmten Branche, in der ich tätig sein wollte.
Nach Abschluss des Studiums habe ich mich dann auf verschiedene Stellen beworben und meine erste Arbeitsstelle war im technischen Bereich, konkret im Softwarebereich. Als Mathematikerin liebe ich es, Probleme zu lösen und das war dann auch bei dem Software-Tool, das ich mitbetreut habe, sehr hilfreich. Ich arbeite sehr strukturiert, und das logische und analytische Denken ist durch das Mathe-Studium nochmal vertieft worden. Und das kommt im technischen Umfeld vielleicht besonders gut zum Tragen.

WIT: Wer oder was hat dich am meisten inspiriert, einen technischen Beruf zu wählen?
Diana: Neben meiner Mathe-Lehrerin aus der Schulzeit haben mich meine Mitstudierenden beeinflusst. Einige von ihnen haben während des Studiums angefangen, zu programmieren und das habe ich dann auch wenig betrieben. Nicht so intensiv wie andere, aber ich kann Code lesen und verstehen. Ich habe für mich festgestellt, dass ich den Kontakt mit technischen Dingen nicht missen möchten.

WIT: Hat dich Technologie und/oder Programmieren schon immer interessiert?
Diana: Mit dem Programmieren bin ich tatsächlich erst im Studium über meine Mitstudierenden in Kontakt gekommen, aber ich würde sagen, dass ich mit Technik aufgewachsen bin. Ich fand es schon immer spannend, neues auszuprobieren und dazu gehören natürlich auch neue „Geräte“. Ich weiß noch, wie ich stundenlang mein erstes Handy von Alcatel ausgetestet habe, bis ich alle Funktionen kannte.

WIT: Haben deine Eltern und Lehrer deine Vorliebe und dein Interesse für Technik gefördert?
Diana: Speziell meine Mutter war durchaus technik-affin und hat auch selbst gerne neue Dinge ausprobiert, sie gehörte zu den ersten, die sich ein iPad gekauft hat.
Ansonsten würde ich sagen, dass es zwar keinen besonderen Schwerpunkt auf Technik gab, aber eine grundsätzliche Förderung von Interesse an dem, was es in der Welt so alles (neues) gibt. Meine Eltern haben mich darin bestärkt, im positiven Sinn neugierig zu sein.

WIT: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten?
Diana: Ich mag den Abwechslungsreichtum, den meine Arbeit mir bietet. Kein Projekt ist wie das andere und jedes hat seine eigene Herausforderung, die wir im Team so meistern, dass unsere Kunden zufrieden sind und gerne mit uns arbeiten.
Mir gefällt auch, dass wir so international arbeiten und bei uns im Unternehmen so viele unterschiedliche Kulturen zusammenkommen.

WIT: Was ist für dich das Schönste an deinem Arbeitsalltag?
Diana: Neben den inhaltlichen Aufgaben bin ich sehr glücklich darüber, dass ich im Home Office arbeiten darf und große Freiräume habe, meinen Arbeitstag individuell zu gestalten.

WIT: Wo findet man dich in der Freizeit am ehesten?
Diana: In der analogen Welt findet man mich in der Boulder-Halle und das nach Möglichkeit bis zu drei Mal pro Woche! Im virtuellen Universum ist mein bevorzugter Aufenthaltsort ein Discord-Voice Chat, in dem sich Dungeons & Dragons finden 😊

WIT: Welche Botschaft möchtest du Frauen oder Mädchen mitgeben, die sich für Technik interessieren?
Diana: Seid neugierig, probiert Dinge aus, schaut Euch so viel wie möglich an. Schnuppert vor allem auch in Themen rein, von denen Ihr glaubt, dass sie nichts für Euch sind. Je mehr Gebiete Ihr kennt, desto besser findet Ihr das, was am besten zu Euch passt. Nehmt dafür Platz in Anspruch, seid selbstbewusst und wenn’s nötig ist, auch laut.

WIT: Welchen Ratschlag verfolgst du bis heute?
Diana: Stehe selbstbewusst zu dem, was Du kannst und weißt. Was man sich aneignet und erarbeitet, ist etwas wert und diesen Wert darf man keinesfalls herunterspielen.

WIT: Welchen Herausforderungen begegnest du speziell als Frau in deinem Beruf?
Diana: Das gilt nicht speziell für meinen Beruf, aber ich habe festgestellt, dass bei Frauen viel häufiger als bei Männern eher Äußerlichkeiten als berufliche Leistungen wahrgenommen und kommentiert werden. Das führt nach meinem Eindruck auch dazu, dass viele Frauen sich bewusst unauffällig kleiden. Und ich finde es schade, wenn Menschen Facetten ihrer Persönlichkeit verstecken (müssen?), um als professionell wahrgenommen zu werden.

WIT: Welche Tipps hast du für Bewerbungsgespräche für technische Positionen?
Diana: Ich muss vorausschicken, dass ich bisher nur sehr wenige Bewerbungsgespräche geführt habe, ich weiß also nicht, wie repräsentativ meine Eindrücke sind. Bei den Gesprächen, die ich führen durfte, gab es keinen Standardablauf, es ging darum, mich als Person mit meinen Interessen, Schwerpunkten und Zielen kennenzulernen.
Denn so wie man selbst sich ein Unternehmen ja zumindest schon einmal grob ansieht, bevor man sich bewirbt, hat das Unternehmen die eingereichten Kenntnis- und Leistungsnachweise, Zeugnisse, Lebenslauf, etc. als geeignet eingestuft, wenn es zum Gespräch einlädt.

Im Gespräch kann man also über das sprechen, was über Firmenpräsentation einerseits und Zeugnisse andererseits hinausgeht. Man kann herausfinden, ob man wirklich zueinander passt.

Für die Bewerberin geht es also nicht nur darum, sich selbst zu präsentieren, sondern sie sollte die Gelegenheit nutzen, ihrerseits mehr über die potenzielle neuen Arbeitsumgebung zu erfahren – passen Einstellungen und Haltungen zusammen, was wird erwartet, was wird geleistet, wie wird unterstützt, etc.
Und wenn ein Gespräch zu dem Ergebnis führt, dass die Kandidatin die Stelle nicht bekommt oder das Angebot nicht annimmt, ist das weder eine Abwertung ihrer Person noch des Unternehmens. Es heißt nur, dass diese beiden für diese Stelle nicht zueinander passen.

WIT: Frauen in technischen Berufen sind ja leider noch eine Minderheit. Was sind deine Gedanken zu diesem Thema?
Diana: Ich denke, dass es hier viele Ansatzpunkte gibt, die zu Veränderungen führen bzw. führen werden, da ja schon einiges in Bewegung ist. Das fängt bei gender-neutral platzierten Spielsachen an, reicht über die Gestaltung der Lehrpläne an Schulen bis hin zu mehr als weiblich gelesenen Personen in technischen Führungspositionen. Dabei ist das kein Selbstzweck, ich bin davon überzeugt, dass mehr Diversität in technischen Berufen auch zu vielfältigeren technischen Entwicklungen beiträgt, von denen wir alle profitieren.

WIT: Bitte beschreibe eine herausfordernde Situation, der du in deinem Beruf in der Vergangenheit begegnet bist.
Diana: Wir haben vorhin ja schon darüber gesprochen, dass im Sales Engineering Lösungskonzepte entwickelt werden. Dafür gibt es viele interne Prozesse, beispielsweise wie wir die Anforderungen definieren, die Kosten kalkulieren und nach Kundenfreigabe natürlich auch für die gesamte Implementierung, also die Umsetzung. Prozesse geben Struktur und sorgen für hohe Reibungsfreiheit. Sie decken vielleicht nicht immer alles ab oder passen nicht immer hundertprozentig, aber dann passen wir sie an oder optimieren sie auf das jeweilige Projekt. Prozesse sind genau mein Ding!

Nun hatten wir letztes Jahr einen Kunden, der selbst nicht so recht wusste, was er wollte. Außer, dass es „ein Chatbot“ sein solle, da ein Sponsor das wünschte und auch finanzieren würde. Was der Chatbot tun solle – großes Fragezeichen. Das Einzige, was nicht mit einem Fragezeichen versehen war, war die Frist zur Fertigstellung. 4 Wochen!

Die bewährten internen Prozesse konnten wir also vergessen. Ich kann jetzt hier leider nicht ins Detail gehen, aber wir haben es trotzdem geschafft, innerhalb dieser 4 Wochen einen Chatbot für ein Sportevent zu konzipieren und in Betrieb zu nehmen. Wir haben es übernommen, die Anforderungen zu entwickeln, haben uns überlegt, welcher Kommunikationskanal am besten passt, was die Besucher vor Ort und die Fans auf der ganzen Welt erwarten, was sie brauchen, was ihnen Spaß macht. Wie welche Informationen aus welchen Datenbanken integriert werden müssen und so weiter. Wir haben alles, inklusive Echtzeitinformationen von Spielständen so zusammengeführt, dass alles per WhatsApp abgerufen werden konnte. Und dieser WhatsApp Chatbot kam beim Kunden und den Anwendern super an!

Bin ich deswegen vom Prozessgedanken abgekommen? Ganz bestimmt nicht! Aber es hat mir noch einmal bestätigt, wie flexibel wir sind und wie gut wir über alle Teams hinweg zusammenarbeiten, damit unsere Kunden die beste Lösung bekommen.

WIT: Wohin möchtest du dich zeitnah beruflich und persönlich weiter entwickeln?
Diana: Auch wenn ich ja aus privaten Gründen in absehbarer Zeit nach England ziehe, werde ich bei Infobip im Sales Engineering bleiben. Ich strebe zwar Bewegung an, allerdings möchte ich im Unternehmen Karriere machen und möchte in meiner Rolle wachsen. Dabei reizt es mich unter anderem, unsere europaweiten Prozesse mitzustrukturieren.

WIT: Wer sind deine persönlichen oder beruflichen Role Models?
Diana: Mein persönliches Role Model ist meine Mutter, die einfach eine rundum tolle Frau war, in ihrem Beruf als Lehrerin sehr engagiert, dabei immer offen und zugewandt.
Beruflich ist Mareike Tatic, mit der ich in ihrer Rolle als Country Manager DACH & NL sehr eng zusammenarbeite, ein Role Model für mich. Mareike ist superkompetent und strahlt eine unglaublich positive Energie aus. Ich schätze sie sehr und profitiere von ihrem ehrlichen und konstruktiven Feedback.

Ich habe während meines Studiums als Projektkoordinatorin und Leitung des Supports bei „Mathe im Advent“ mitgearbeitet und bin seitdem Fan. Auch wenn es also nicht „meins“ ist, möchte ich die Gelegenheit nutzen, die Trommel für das Projekt „Mathe im Advent“ zu rühren, das jedes Jahr im Dezember durchgeführt wird.
Der Wettbewerb, der sich an Kinder und Jugendliche aller Schulformen und Leistungsniveaus wendet, möchte einen spielerischen Zugang zur Mathematik und ihren Anwendungen im Leben vermitteln. Ich finde, es wird sehr schön gezeigt, wie spannend Mathe sein kann – denn leider passiert das in der Schule eher selten. Bitte weitersagen und zum Mitmachen motivieren!

Vielen Dank für das Interview, Diana!

 

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