WIT: Hallo, Eva, bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich.
Eva: Ich bin Unternehmerin, Gründerin und Unterstützerin junger Mädchen und Frauen. Nach einer Karriere in einer grossen internationalen Firma, wo ich Softwaresysteme implementiert und ausgerollt habe, bin ich nun in der Start-up Welt gelandet und habe vor kurzem meine 2. Firma gegründet.
WIT: Was machst du beruflich?
Eva: Mit meinem Unternehmen Mint Girls ermutige ich Mädchen, ihr Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) durch Bio-Kleidung zu entdecken. Mädchen müssen ermutigt werden und brauchen Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Mit Mint Girls habe ich eine Bekleidungslinie für Mädchen entwickelt, die Raumschiffe, Lastwagen und Roboter lieben. Damit zeige ich Mädchen, dass alles möglich ist, dass nichts unerreichbar ist und dass sie ihre Zukunft selbst in der Hand haben!
WIT: Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung?
Eva: Ich bin Gründerin und zur Zeit noch für alles selbst zuständig bei Mint Girls.
WIT: Wie bist du dazu gekommen, einen technischen Beruf zu wählen?
Eva: Um mehr Frauen in MINT Berufen zu sehen, muss man bei Mädchen anfangen. Bücher, Spielsachen, Kleidung – Roboter und Raumschiffe werden hauptsächlich für Jungs beworben, während Mädchen sich mit Prinzessinnen und Einhörnern zufrieden geben sollen. Mädchen müssen sehen, dass MINT Themen auch für sie gedacht sind, um ihre Leidenschaft und Interessen auszuleben.
WIT: Wer oder was hat dich am meisten inspiriert, einen technischen Beruf zu wählen?
Eva: Ich war schon immer interessiert an technischen Themen und bin überzeugt davon, dass es in Zukunft noch viel wichtiger wird.
WIT: Hat dich Technologie und/oder Programmieren schon immer interessiert?
Eva: Ich hatte immer schon eine Faszination für wie Dinge wirklich funktionieren und fand während meiner Schulzeit Informatik als Freifach absolut spannend. Interessanterweise hat eine Lehrerin Informatik an der Schule gelehrt und mir war damals gar nicht bewusst, dass das Frauen in technischen Berufen in der Minderheit sind.
WIT: Haben deine Eltern und Lehrer deine Vorliebe und dein Interesse für Computer gefördert?
Eva: Meine Eltern haben mich immer schon unterstützt in meinen Vorhaben und Vorlieben – egal in welche Richtung. Das hat mir bestimmt viel geholfen, meine Entscheidungen selbstständig und nach meinen Bedürfnissen zu treffen.
WIT: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten?
Eva: Dass ich Mädchen helfen kann, ihre Leidenschaft auszuleben und dadurch das Interesse nicht zu verlieren. Selbst wenn nur wenige Mädchen dadurch später in einem MINT Beruf landen, die ansonsten aufgegeben hätten, sehe ich meine Mission als erfolgreich.
WIT: Was ist für dich das Schönste an deinem Arbeitsalltag?
Eva: Die vielen verschiedenen Menschen, die meine Mission unterstützen und weitertreiben.
WIT: Wo findet man dich in der Freizeit am ehesten?
Eva: Mit meinem Mann und meinen zwei Töchtern im Schwimmbad, auf der Piste oder im Wald. Wir alle lieben es, draussen zu sein und gemeinsam etwas zu unternehmen.
WIT: Welche Botschaft möchtest du Frauen oder Mädchen mitgeben, die sich für Technik interessieren?
Eva: Du schaffst das! Es ist vielleicht nicht immer einfach, aber wer dran bleibt, erreicht viel mehr.
WIT: Welchen Ratschlag verfolgst du bis heute?
Eva: Nicht aufgeben. Manchmal erscheinen Dinge unmöglich oder unüberwindbar. Genau dann lohnt es sich, einen Schritt zurück zu machen und dann mit voller Kraft durchzustarten.
WIT: Welchen Herausforderungen begegnest du als Frau in deinem Beruf?
Eva: Ich bin jemand, der sich nicht so leicht entmutigen lässt und offen auf andere Leute zugeht. Das hilft bestimmt.
Womit ich Schwierigkeiten habe, sind Stereotypen und Vorurteile gegenüber Frauen. Nur weil ich Kinder habe, bedeutet das nicht, dass ich weniger engagiert bei meiner Arbeit bin. Ich liebe meine Kinder UND meine Arbeit. Ein Vater wird deshalb auch nicht komisch angeschaut.
WIT: Welche Tipps hast du für Bewerbungsgespräche für technische Positionen?
Eva: Im Endeffekt sind Bewerbungsgespräche immer ein Kennenlernen und Abtasten beider Seiten. Wenn die Chemie nicht stimmt, dann lass es lieber sein, auch wenn das manchmal einfacher gesagt als getan ist.
WIT: Frauen in technischen Berufen sind ja leider noch eine Minderheit. Was sind deine Gedanken mit diesem Thema?
Eva: Wenn wir jetzt mit unseren Töchtern anfangen, können wir viel in einer Generation ändern. Es sollte für sie normal sein, einen technischen Beruf zu verfolgen. Dazu braucht es Vorbilder und Möglichkeiten, um ihre Vorlieben öffentlich zu verfolgen. Wenn ein Mädchen in ein Kleidungsgeschäft geht, um ein Roboter T-Shirt zu kaufen und nur etwas in der Jungsabteilung findet, wird sie sich schnell fragen, ob das Thema nur für Jungs ist. Das müssen wir ändern!
WIT: Was verbindet dich mit Frauen in der Technik?
Eva: Ich durfte viele starke und spannende Frauen in der Technik kennenlernen, von denen ich viel lernen konnte und kann.
WIT: Bitte beschreibe eine schwierige Situation, der du in deinem Beruf in der Vergangenheit begegnet bist.
Eva: Herausforderungen begegnen man als Gründerin fast täglich. Es ist wichtig, diese zu überwinden und genügend Kraft für weitere zu haben.
WIT: Wohin möchtest du dich zeitnah beruflich und persönlich weiter entwickeln?
Eva: Das wird die Zukunft zeigen. Ich bin sehr ambitioniert und immer für eine neue Herausforderung bereit.
WIT: Wer sind deine persönlichen oder beruflichen Role Models?
Eva: Es gibt viele Menschen, die ich in verschiedenen Bereichen bewundere und als Vorbilder ansehe.
Komal Singh ist Engineering Program Manager bei Google und hat ein Buch veröffentlich von Ara, einem Mädchen, das Probleme löst und dafür mit starken und klugen Frauen zusammenarbeitet.
WIT: Vielen Dank für das Interview, Eva!