WIT: Hallo, Gopika, bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich.
Gopika: Hi! Ich bin 34 Jahre alt, Raumfahrtingenieurin, Expertin für Radarfernerkundung, Python-Programmiererin und Mutter eines 10 Monate alten Kindes.
Ich bin in Indien geboren und lebe seit 12 Jahren in Deutschland. Ich habe meinen Bachelor in Elektrotechnik in Indien abgeschlossen, meinen Master in Luft- und Raumfahrttechnik an der TU München gemacht und danach an der Universität Bremen promoviert.
WIT: Was machst du beruflich?
Gopika: Ich bin Wissenschaftlerin beim Bundesamt für Kartographie und Geodäsie in Frankfurt, wo ich im Team Servicestelle Fernerkundung im Referat Satellitengestützte Krisen- und Lagedienst tätig bin.
Ich bin auch Organisatorin einer Twitter-Initiative namens ‚Sisters of SAR‘, die Frauen im Bereich der Radar-Fernerkundung sichtbar macht und fördert.
WIT: Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung?
Gopika: In meinemTeam unterstütze ich die Entwicklung von Methoden zur Verarbeitung von Satellitendaten, insbesondere von Radardaten, Entwicklung von Anwendungsbeispielen und der Beratung zur Nutzung von Fernerkundungsdaten sowie bei der Betreuung von Auftraggebern und Kunden.
WIT: Wie bist du dazu gekommen, einen technischen Beruf zu wählen?
Gopika: Ich bin ein Star-Trek-Fan und schon als Kind habe ich Astrophysik und die Sterne geliebt. In der Schule waren Naturwissenschaften und Mathematik meine Stärken, und so beschloss ich nach meinem Bachelor-Abschluss, meinen Traum zu verfolgen und einen Master in Raumfahrttechnik zu machen, um den Sternen näher zu kommen.
WIT: Wer oder was hat dich am meisten inspiriert, einen technischen Beruf zu wählen?
Gopika: Star Trek!
WIT: Hat dich Technologie und/oder Programmieren schon immer interessiert?
Gopika: Satellitentechnik Ja. Aber die Programmierung mochte ich nicht. Erst während meiner Doktorarbeit habe ich angefangen, das Programmieren zu mögen, weil ich damit die Möglichkeit hatte, mit meinen Fernerkundungsdaten herumzuspielen. Am Ende meiner Doktorarbeit entwickelte ich das erste Python-Programm und eine Methode zur Erkennung von natürlichen Ölquellen im Meer anhand von Radarsatellitenbildern.
WIT: Haben deine Eltern und Lehrer deine Vorliebe und dein Interesse für Computer gefördert?
Gopika: Ja. Mein Vater war Kommunikationsspezialist bei der Marine und meine Mutter war Chemielehrerin. Wissenschaft und Radar waren also ein Teil meiner Kindheit.
WIT: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten?
Gopika: Während meiner gesamten Karriere als Fernerkundungswissenschaftlerin hatte ich das Gefühl, dass meine Arbeit zur Erweiterung des Wissens über unseren Planeten beigetragen hat. Ich liebe das Gefühl, meine technischen Fähigkeiten nutzen zu können, um die Erde zu erforschen und sie zu schützen.
WIT: Was ist für dich das Schönste an deinem Arbeitsalltag?
Gopika: Ich kann in jedem Teil der Welt arbeiten und mit Hilfe meiner Satelliten jeden Teil der Welt sehen. Mit Radarsatelliten kann man jeden Teil der Erde bei Tag und Nacht und unabhängig vom Wetter beobachten.
WIT: Wo findet man dich in der Freizeit am ehesten?
Gopika: zu Hause mit meinem Kind, bei Freunden, oder beim Badminton
WIT: Welche Botschaft möchtest du Frauen oder Mädchen mitgeben, die sich für Technik interessieren?
Gopika: Wenn du Raumfahrt, Satelliten und den Weltraum interessant findest, dann höre nicht auf andere, folge deinem Herzen. Suche dir ein ‚Female role model‘ oder einen weiblichen Mentor, der dich anleitet. Nimm Kontakt zu Initiativen wie den ‚SistersofSAR‘ auf und ‚go boldly‘!
WIT: Welchen Ratschlag verfolgst du bis heute?
Gopika: ‚Go boldly where no one has gone before‘
WIT: Welchen Herausforderungen begegnest du als Frau in deinem Beruf?
Gopika: Als farbige Frau fühlte ich mich oft ignoriert oder unsichtbar und wurde bei Besprechungen oder potenziellen Jobs (die dann an Männer vergeben wurden) übersehen. Obwohl ich Deutsch spreche, habe ich manchmal das Gefühl, dass sich die Leute mehr für meine ethnische Herkunft als für meine technischen Fähigkeiten interessieren, und ich werde bei „traditionellen Jobs“ übersehen, weil ich keine Muttersprachlerin bin.
Als Mutter eines Kindes im Vor-Kita-Alter stehe ich derzeit vor der schwierigen Herausforderung, mich zwischen meinem Sohn und meinem Beruf entscheiden zu müssen. Das sollte keine Wahl sein!
WIT: Welche Tipps hast du für Bewerbungsgespräche für technische Positionen?
Gopika: Die Forschung zeigt, dass Frauen bei Vorstellungsgesprächen ihre Stärken und Leistungen eher herunterspielen. Mach das nicht.
WIT: Frauen in technischen Berufen sind ja leider noch eine Minderheit. Was sind deine Gedanken zu diesem Thema?
Gopika: Ich denke, das liegt daran, dass Frauen nicht sichtbar genug sind und dass es auch heute immer noch mehr Männer in Entscheidungspositionen gibt. Wenn Frauen sichtbarer werden, werden junge Mädchen in der Schule weibliche Mentoren oder ‚Role models‘ haben, die sie motivieren könnten, technische Studiengänge zu studieren.
WIT: Was verbindet dich mit Frauen in der Technik?
Gopika: Die Liebe zum Weltraum und zu unserem Planeten
WIT: Bitte beschreibe eine schwierige Situation, der du in deinem Beruf in der Vergangenheit begegnet bist.
Gopika: Nachdem ich meine Promotion abgeschlossen hatte, wurde eine Postdoc-Stelle in meiner Gruppe, für die ich voll qualifiziert war, einem anderen männlichen Kollegen angeboten (der seine Promotion noch nicht abgeschlossen hatte). Die entscheidungsbefugte Person in der Gruppe hatte keine Antwort, als ich fragte, warum mir die Stelle nicht angeboten wurde. Auch die Universität konnte mir nicht helfen, als ich mich bei ihr beschwerte.
WIT: Wohin möchtest du dich zeitnah beruflich und persönlich weiter entwickeln?
Gopika: Mit Satelliten kann ich jeden Teil der Welt beobachten. Aber es ist wichtig, die Forschung und Methoden den ‚local communities‘ in diesen Regionen zu vermitteln, damit sie rechtzeitig Maßnahmen umsetzen können. Ich möchte mich auf das Thema Wissenschaftskommunikation (Schulungen, Trainings und ‚Capacity building‘) konzentrieren um den lokalen Kommunen und Entscheidungsträgern in diesen Kommunen zu unterstützen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
WIT: Wer sind deine persönlichen oder beruflichen Role Models?
Gopika: Als junges Mädchen wurde ich von der NASA Astronautin Kalpana Chawla inspiriert.
Ich bin auch Organisatorin einer Twitter-Initiative namens ‚Sisters of SAR‘, die Frauen im Bereich der Radar-Fernerkundung sichtbar macht und fördert. Sisters of SAR ist auf Twitter unter dem Twitter-Handle @sistersofSAR zu finden. Besuchen Sie unsere Website, um Frauen in der SAR als potenzielle Mentorinnen oder Arbeitgeberinnen zu finden und um eine Vielzahl von SAR-Ressourcen zu entdecken.
Vielen Dank für das Interview, Gopika!
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