WIT: Hallo, Jana, Bitte erzähle uns doch einmal kurz von dir persönlich
Jana: Ich bin Jana Bulkin, in Dresden geboren und mit der Wende nach München, Bayern gezogen. Ich bin verheiratet. Ich reise sehr gerne und das am Liebsten individuell – das kann mit dem Rad, zu Fuß, mit dem Zelt, mit dem Kanu, mit dem Auto, mit dem Zug, mit dem Flieger, auf nem Segelschiff sein.
Ich liebe die Berge und die habe ich auch schon überquert von München bis nach Venedig. Wenn es die Zeit hergibt, nutze ich meine Freizeit zum Lesen, gehe gern ins Theater, treffe mich mit Freunden, fahre Fahrrad, gehe an die Seen, mache Sport, gehe gut essen oder koche auch selbst ganz gerne.
WIT: Was machst du beruflich?
Jana: Ich bin Wirtschaftsinformatiker. Ich habe seit 2017 meine eigene Beratung mit dem Schwerpunkt Unternehmen bei Ihrer Transformation wie auch der Einführung neuer Technologien zu unterstützen.
Ich halte Vorlesungen zum Thema Robotics, Blockchain, Digital Economy an der verschiedenen Schulen, möchte hier aber die Hochschule München hervorheben. Zudem bin ich COO bei einem Systemintegrator, der IntegrationWorks GmbH, mit Sitz in Berlin, Düsseldorf und München sowie interim CEO unserer Niederlassung in Rumänien.
WIT: Was genau versteckt sich hinter deiner Berufsbezeichnung?
Jana: Das ist ne spannende Frage – im wesentlichen unterstütze ich Firmen im Rahmen von Projekten bei der Einführung neuer Technologien, bei er Migration von Bestandssystemen, Coache Führungskräfte und das Leadershipteam, und trainiere Führungsteams. Unterstütze bei der Auswahl neuer Produkte und deren Einführung.
Meine Studenten lernen basierend auf meinem Ansatz von LEARN – TRAIN – ADOPT eigene Anwendungsfälle direkt im Team umzusetzen und auch zu pitchen. Ja und dann unterstütze ich im Business Development und bei der Kunden- und Projektaquise. Als COO bin ich für die Operative Excellenz in unserer Firma zuständig und unterstütze unsere Teams und Mitarbeiter dabei unsere gesetzten Ziele zu erreichen.
WIT: Wie bist du dazu gekommen, einen technischen Beruf zu wählen?
Jana: Das ist echt ne nette Geschichte – mich haben die naturwissenschaftlichen Fächer total interessiert – zu der Zeit meiner Berufswahl Ende der 80er, gab es regelmäßig sog. Berufsberatung Stunden in der Schule – hat mich alles nicht so vom Hocker gerissen, bis dann der Datenverarbeitungs-Facharbeiter vorgestellt wurde – irgendwie konnte mir niemand richtig erklären was dies ist – nur so eine Aussage – “… irgendetwas mit Lochkarten …”. Fand ich spannend – klang irgendwie wie Neuland und mit der Option seine Zukunft zu gestalten und nicht von vornherein festgelegt zu sein.
So war es dann auch – so dass es mich dann in München auch zum Studium der Informatik mit Fachrichtung Wirtschaft an die Hochschule München gezogen hat. Warum die Hochschule – ich fand es spannend, dass das Studium sehr praxisorientiert war und ja auch heute noch ist. Und heute lehre ich da selber als Lehrbeauftragter.
WIT: Wer oder was hat dich am meisten inspiriert, einen technischen Beruf zu wählen?
Jana: Ich war 16 und fand es exotisch 🙂 es war so total anders als was meine Freundinnen gewählt hatten. Später bei der Wahl meines Studiums war dann schon viel klarer – mich hat es begeistert, als Wirtschaftsinformatiker nicht nur technisch zu wissen, wie die Systeme funktionieren oder auch entstehen, sondern dies auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewerten zu können und so direkt mit dem Kunden auch die Brücke zwischen Business und IT bauen zu können.
WIT: Hat dich Technologie und/oder Programmieren schon immer interessiert?
Jana: Technologie hat mich von Anfang an interessiert – wir hatten ja keine IT-relevantes Fach in der Schule – so habe ich Programmieren erst in der Berufsausbildung gelernt – in dieser Zeit kamen auch erst die ersten erschwinglichen PCs auf den Markt. Spannende Zeiten! Ich war einfach neugierig und bin es geblieben.
WIT: Haben deine Eltern und Lehrer deine Vorliebe und dein Interesse für Technik gefördert?
Jana: Ja schon, ich habe zu Hause neben Puppen auch mit dem Metallbaukasten meine ersten Erfahrungen gesammelt und in der Schule haben mich die naturwissenschaftlichen Fächer und die Labor-Aktivitäten interessiert – der Bau erster Schaltkreise war da nur ein Thema.
WIT: Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten?
Jana: Das es jeden Tag was Neues zu lernen gibt. Die Welt ist so voller Innovation und ich habe die Chance, mit so verschiedenen Menschen auch international zu arbeiten, mich auszutauschen und voneinander zu lernen.
WIT: Was ist für dich das Schönste an deinem Arbeitsalltag?
Jana: Dinge ausprobieren zu können und wenn wir natürlich ein Projekt erfolgreich umgesetzt haben und wir uns die Zeit nehmen, dies auch zu feiern. Die Teamarbeit, die unterschiedlichen Charaktere, die unterschiedlichen Erfahrungen und Herangehensweisen. Es ist einfach spannend und vielseitig. Wie auch, dass jeder Kunde und seine Anforderungen anders sind. Da gibt es kein one-size-fits-all.
WIT: Wo findet man dich in der Freizeit am ehesten?
Jana: In den Bergen, auf Reisen mit unserem Camper.
WIT: Welche Botschaft möchtest du Frauen oder Mädchen mitgeben, die sich für Technik interessieren?
Jana: Einfach mal starten, ausprobieren – neugierig sein – Mut haben, sich seinen Berufsschwerpunkt selbst gestalten zu können. Dies ist die Basis für die eigene Selbstverwirklichung. Da passiert so viel Neues, es bleibt spannend und man kann etwas gestalten.
WIT: Welchen Ratschlag verfolgst du bis heute?
Jana: “stay humble”
WIT: Welchen Herausforderungen begegnest du speziell als Frau in deinem Beruf?
Jana: Ist spannende Frage – ich sehe es eher so – hinter jeder starken Frau steht ein starker Partner – den Mut haben nicht Everybody’s Darling sein zu müssen – sich bewusst für seinen Weg zu entscheiden ist der Schlüssel und sich dabei immer wieder selbst im Spiegel betrachten zu können bzw seinem gegenüber offen in die Augen zu schauen
WIT: Welche Tipps hast du für Bewerbungsgespräche für technische Positionen?
Jana: Zeige Neugier und Interesse, neue Dinge zu lernen und auszuprobieren.
WIT: Frauen in technischen Berufen sind ja leider noch eine Minderheit. Was sind deine Gedanken zu diesem Thema?
Jana: Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht warum – wir können nur dranbleiben – technische Berufe als genderspezifisch zu vermarkten und interessant zu machen.
Es gibt ja auch noch ein paar gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die es gilt anzugehen, dafür müssen wir uns stark machen und Akzeptanz schaffen und Modelle entwickeln, die eine gleichberechtigte Entwicklung und Weiterentwicklung zulassen.
WIT: Was verbindet dich mit Frauen in der Technik?
Jana: In meiner Karriere hatte ich mehrere Frauen, die mich gefördert und unterstützt haben. Es gab aber auch sehr kluge Frauen, die unter ganz anderen Rahmenbedingungen erfolgreich geworden sind, da sie ihre Passion gefunden und verwirklicht haben und einen entscheidenden Beitrag geleistet haben, technologische Weiterentwicklung und Fortschritt zu ermöglichen.
WIT: Bitte beschreibe eine herausfordernde Situation, der du in deinem Beruf in der Vergangenheit begegnet bist.
Jana: Eine meiner größten Herausforderungen war sicher in einer Post Merger Situation für die Konsolidierung aller Entwicklungstools für eine Bank zuständig gewesen zu sein und dabei das Team über 5 Standorte quer durch Zentraleuropa zu bauen und die Rollen und Tätigkeiten entsprechend der Prozesse neu auszurichten, um effizientere Abläufe zu schaffen, aber auch redundante Aufgabenverteilung aufzulösen und die Kollegen auszubilden, die in hierzu neue Aufgaben übernommen haben.
Es ging nicht darum, neue Leute einzustellen, sondern dies mit der vorhandenen Mannschaft zu schaffen und die Motivation hierfür transparent zu gestalten.
Ein wunderbarer Change-Prozess und dieser war sehr erfolgreich. Ich habe Jahre später mal ein Feedback von einem der Kollegen bekommen, wie dankbar sie dafür sind, da diese Arbeitsweise und die Vernetzung lange noch aktiv und erfolgreich funktioniert. Das macht einen schon stolz.
WIT: Wohin möchtest du dich zeitnah beruflich und persönlich weiter entwickeln?
Jana: Ich möchte den Mut zum probieren oder auch etwas loszulassen, wie meine Expertise mit Veränderungsprozessen umgehen zu lerne wie diese auch als Chance zu verstehen weiterzugeben und dies an Unternehmen mit Schwerpunkt an den Mittelstand – hier sehe ich großen Bedarf – speziell wegen der vielzitierten Ressourcenknappheit.
Aber auch StartUps mit der notwendigen operativen Excellence auszustatten für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung. Persönlich versuche ich mich weiter aktiv zu halten, technisch wie gesundheitlich, noch viele tolle Reisen zu unternehmen – z.B. einmal mit dem Camper rund um Europa und dabei von unterwegs trotzdem meine Kunden weiter zu unterstützen.
WIT: Wer sind deine persönlichen oder beruflichen Role Models?
Jana: Eines meiner beruflichen Role Models ist z.B. Steve Jobs – seine Weitsicht, seine Überzeugung für das Kundenerlebnis. Gepaart mit einer klaren Vision.
Persönliche Role Models gibt es viele – ist auch immer etwas von der aktuellen Lebenssituation abhängig. Wichtig finde ich, dass jeder seinen Weg findet und in einer Form zum Role Model für die nächste Generation werden kann, mit einer guten Portion an Selbstbewusstsein und Mut auch mal Wege zu gehen, die eher unüblich sind.
Vielen Dank für das Interview, Jana!