Warum Programmieren dasselbe ist wie Sprachen lernen

Wie es zu dieser Webseite kam

Wahrscheinlich kennst du das Video „Why Girls can’t code“auch. Und dahinter steckt ein richtig cooles Unternehmen, deren Gründerin einen großartigen TED Talkgehalten hat. Schau dir dazu auch noch den YouTube Channel an, er ist echt so toll. 

Diese Frau hat auch mich dazu motiviert, nicht nur oberflächlich an meinem Blogtemplate zu kratzen, sondern auch verstehen zu wollen was dahinter steckt. Ich habe 2 Jahre an einer der besten technischen Universitäten Deutschlands studiert aber kein einziges Wort Code gelernt. Nicht mal das Wort HTML (also das womit wir online Text schreiben können) war mir ein Begriff. Ich weiß, dass das mitlerweile auch in Schulen unterrichtet wird. Aber ich fühlte mich und meine Generation damit total auf der Strecke gelassen.

Insbesondere Frauen schrecken davor zurück, wie früher vor Mathe oder Physik, auch wenn es gar keinen Grund dafür gibt. Wir Frauen sind Sprachmenschen, daher versuche ich hier mal die Brücke zwischen Coden und Sprachenlernen zu schlagen. Denn im Prinzip ist es das selbe, wie eine Schriftsprache zu erlernen.

  • Zum einen braucht man Vokabeln, jedes Wort bedeutet etwas Bestimmtes. Zum Glück sind die meisten Codebegriffe an das Englische angelehnt, von daher kann man sich hier viel auch selbst zusammenreimen. Und jedes Wort bedeutet auch nur eine Sache und kann nicht missverstanden werden (solange man in einer Sprache bleibt). Der erste Schritt um zu coden ist eigentlich der selbe wie im Sprachunterricht: man lernt Vokabeln.
  • Dann gibt es wie in jeder Sprache eine Grammatik, also eine Struktur auf der Code aufgebaut ist. Und genauso wie Sprache auch, ist es bei einem Code super wichtig, dass jeder Buchstabe und jedes Satzzeichen richtig positioniert ist. Denn sonst macht das Ganze keinen Sinn mehr. Im Gegensatz zu Menschen sind Rechner hier aber fieser drauf. Denn sie verzeihen einen kleinen sprachlichen Fauxpas nicht und oft geht dann der ganze Code kaputt.
  • Dafür hat Code auch einen riesen Vorteil: Es gibt eine Logik und (soweit ich weiss) keine Ausnahme von der Regel. Es ist stringent und absolut klar aufgebaut. Auch beim Coden kannst du Dinge auf verschiedene Arten sagen. Willst du auf etwas bestimmtes Hinaus (beispielsweise auf eine bestimmte Blogstruktur) kannst du das auf verschiedene Weisen schreiben.

Eine „Codesprache“ zu lernen wie ich es im Ansatz beispielsweise mit HTML, CSS und PHP für meinen Blog Smooth&Flexible getan habe, um bestimmte Dinge anzupassen, fiel mir wesentlich einfacher als Französisch, Englisch oder Spanisch zu lernen. Ich finde es deutlich logischer und strukturierter. Aber man braucht in etwa gleich viel Geduld, weil jeder kleine Fehler gleich viel Mist bedeuten kann. Man darf zugleich keine Angst haben Fehler zu machen, sondern sollte es mit Spass nehmen. Und das sehe ich wohl auch als einen Grund dafür, warum viele Frauen so wenig Lust auf Mathe und Programmieren haben: Wir sind oft zu perfektionistisch mit uns selbst. Es liegt aber in unserer eigenen Verantwortung diese Hemmung zu überwinden und einfach mal zu machen. Diese Blockade ist nur in unseren Köpfen, rational gibt es dafür überhaupt keinen Grund. Im Gegenteil: wir könnten noch auf viel mehr Ebenen kommunizieren, wenn wir unsere neu gewonnen Skills entsprechend einsetzen.

Ich bin definitiv noch weit weg davon mich als Profi zu bezeichnen, aber sowohl meine Intuition als auch mein Verstand sagen mir, dass es auch im Sinne unserer Emanzipationshistorie etwas sehr Gutes ist. Ich könnte jetzt mit Statistiken über den Arbeitsmarkt in den kommenden 10 bis 20 Jahren kommen, belasse es aber mal bei folgenden Gedanken: Wenn wir Frauen jene unabhängige Wesen bleiben wollen, die wir heute sind, selbstverantwortlich und auf Augenhöhe mit unserer Umwelt, dann brauchen wir auch (geringfügige) Programmierskills. Wenn wir weiterhin politisch partizipieren wollen, unsere eigene Meinung konstruktiv mitteilen wollen und mit dem Wandel der Zeit gehen wollen, dann sollten wir zumindest verstehen worauf der Großteil unserer heutigen Kommunikation aufgebaut ist. Und vor allem sollten wir unsere Hemmungen verlieren alles was mit Zahlen zu tun hat gleich als kompliziert und anstrengend zu empfinden.

Ich habe mittlerweile richtig Blut geleckt, weil ich so viel Spass daran habe mir diese neuen Sprachen selbst beizubringen, sei es über Youtube Videos, Blogs oder Online Kurse von Codeacademy oder Khan Academy. Es ist absolut keine Zauberei mehr. Wenn ich eines Tages Kinder haben sollte und sie diesen Artikel finden, dann werden sie mich wohl sehr verwundert ansehen. Für sie wird es ganz normal sein all das zu tun und zu verstehen. Lasst uns alle nicht jene Omas werden über die wir heute milde lächeln, weil sie keine Ahnung haben wie man ein Smartphone benutzt.

 

Dieser Text wurde von Lucia Hartig geschrieben.

 

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